Warum Albrecht Dürer? 

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich auf Oskars besten Freund Albrecht in meinen Oskar-Büchern gekommen bin. 

Jede und jeder, der das Buch gelesen hat, weiß, dass er der berühmte Maler Albrecht Dürer ist. Als ich mir einen Freund für Oskar überlegt hatte, fiel mein Blick auf das Selbstbildnis von Albrecht Dürer, das er mit 13 Jahren von sich gezeichnet hatte. Es hing damals über meinem Schreibtisch. Albrecht sah mich direkt an und deutete mit dem Finger auf mich. Als würde er sagen: "Komm schon! Nimm mich! Ich liebe Abenteuer!" Und was soll ich sagen, ich konnte ihm nicht widerstehen. So geht es den Menschen seit 500 Jahren. Albrecht war in seiner Zeit ein Superstar und ist dies noch heute. Wenn man mich bittet, den Künstler zu charakterisieren, würde ich sagen, er war selbstbewusst, neugierig, kreativ, zielstrebig, wissbegierig, reflektiert, intelligent aber auch eitel und absolut brillant in seinem Beruf. Albrecht Dürer war einer der ersten Maler, der sich nicht nur als Handwerker gesehen hat, sondern als Künstler. So hat er nicht nur Auftragsarbeiten für die Kirche angefertigt, sondern auch Kunstwerke abseits biblischer Themen erschaffen, weil er sie für wichtig hielt. 


Albrecht wurde am 21. Mai 1471 in Nürnberg geboren. Er war das dritte Kind von 18 Kindern. Doch lediglich zwei jüngere Brüder sollten wie er das Erwachsenenalter erreichen. Da seinen Eltern Bildung wichtig war, wurde er auf die Lateinschule geschickt, wo er Willibald Pirkheimer kennenlernte. Willibald (😉 Band 2 und 4) blieb bis zu Albrechts Tod 1528 sein bester Freund.  Mit 13 Jahren war seine Schulzeit vorbei, der Albrecht vermutlich nicht nachtrauerte. Es ist bekannt, dass er mit Latein seine Probleme hatte und Willibald ihm des Öfteren lateinische Texte übersetzen musste. Von nun an lernte er in der Werkstatt seines Vaters das Goldschmiedehandwerk. In dieser Zeit entstand das außergewöhnliche Selbstbildnis, das heute in der Albertina in Wien aufbewahrt wird. Albrecht hatte es mit einem Silberstift gezeichnet, der kaum korrigierbar ist. Ein fehlerfreies Arbeiten ist dabei sehr wichtig, was das Bild umso herausragender macht. Wie besonders sein Sohn ist, hat wohl spätestens da sein Vater bemerkt. 1486 gab er Albrecht schließlich Wunsch, Maler zu werden, nach und ließ ihn bei dem Maler Michael Wolgemut eine Lehre machen. Mit 19 Jahren hatte er ausgelernt und wurde von seinem Vater auf Wanderschaft geschickt, um bei anderen herausragenden Malern sein Talent zu vervollständigen. Seine Reise führte ihn in die Schweiz, in das Elsass (heute Frankreich) und in die Niederlande. Auf Wunsch seines Vaters kam Albrecht nach vier Jahren wieder nachhause und heiratete im Alter von 23 Jahren die 19jährige Agnes Frey. 


Fortan gab er der europäischen Kunst wichtige Impulse. Er malte als erster Künstler nördlich der Alpen ein Selbstporträt, schuf mit seinen Aquarellen erste Landschaftsbilder, tauschte sich mit Wissenschaftlern und Intellektuellen aus, reiste nach Italien, um die Kunst der Renaissance zu studieren, verfasste Lehrbücher zur Perspektive und Proportionen und schuf selbstbewusst als erster Künstler ein Markenzeichen mit den Buchstaben „A.D.“, um sein Werk vor Kopisten zu schützen. Kurz: Albrecht Dürer wurde zur Ikone. 


Bilderklärungen:
Links oben: „Selbstbildnis als Dreizehnjähriger“, Albrecht Dürer, Silberstiftzeichnung 1484
Nachträglich hat der Künstler oben rechts notiert: „Dz hab Ich aws eim spigell nach mir selbs kunterfet Im 1484 Jar Do ich noch ein kint was. Abrecht Dürer“ 
Das Bild befindet sich heute in der Albertina in Wien  
© Albrecht Dürer, gemeinfrei, via Wikimedia Commons 


Links unten: „Selbstbildnis des etwa zwanzigjährigen Dürer“, Albrecht Dürer, Federzeichnung 1491-1492 
Das Selbstbildnis entstand währendAlbrechts Wanderschaft am Oberrhein 
Das Bild befindet sich heute in der Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  
© Albrecht Dürer, gemeinfrei, via Wikimedia Commons 

 
Rechts: „Selbstbildnis mit Eryngium“, Albrecht Dürer, Öl auf Leinwand 1493
Das Bild zeigt Dürer im Alter von 22 Jahren. Er malte es auf seiner Wanderschaft in Straßburg kurz vor seiner Rückreise nach Nürnberg, um Agnes zu heiraten.
Oben rechts befindet sich die Notiz: „My sach die gat / als es oben schtat“ (Meine Sachen werden von oben bestimmt) 
Das Bild befindet sich heute im Louvre in Paris  
© Albrecht Dürer, gemeinfrei, via Wikimedia Commons